David Petersen – Speelstukken

Das Ganze ist aufnahmetechnisch in einem weichen, fülligen Klang gehüllt, der aber nichts verschluckt. Ein Hörgenuss! – Fono Forum

[In German]
TIPP: Keine Hausmusik

Musik: *****
Klang: *****

Die Speelstukken von David Petersen, wie er seine Sammlung hausmusikalisch verniedlichend nannte, sind in Wirklichkeit virtuose Violinliteratur. Petersen, der an Jahrhundertwende zum 18. Jahrhundert in Amsterdam lebte, kam aus Lübeck, jedenfalls sagt das seine Heiratsurkunde. Er hatte in der Stadtverwaltung von Amsterdam kleinere – wahrscheinlich Geld bringende – Ämter inne. Man vermutet, dass er an solche Ämter gekommen ist, weil er seine Speelstukken dem Amsterdamer Bürgermeister widmete. Von Petersens musikalischen Aktivitäten ist nichts überliefert, aber er muss ein Profimusiker gewesen sein, wenn man seine Musik hört. Die Speelstukken sind die modernste Musik, die damals in Amsterdam zu haben war und von ausgezeichneter Qualität, zu vergleichen am ehesten mit Heinrich Ignaz Franz von Biber.

Das Ensemble B’Rock XS hat jetzt bei dem Label Et’cetera und der belgische Radiostation Klara seine Version vor der bei allen Barockgeigern beliebten Musik vorgelegt. B’Rock ist ein junges, unkonventionell arbeitendes belgisches Barockorchester. Unkonventionell, weil sie sich projektweise immer andere Gastmusiker einladen. XS meint die Verkleinerungsform, also in diesem Fall ein fünfköpfiges Kammerensemble. Den Violinsolopart hat Rodolfo Richter übernommen, und er spielt Petersen mit einer virtuosen Kurzweiligkeit, die nie angestrengt wirkt, und ohne seine Mitstreiter in den Hintergrung zu drängen. Kompositorisch ausgearbeitete Fugensätze wirken tänzerisch und Tanzsätze wie die abschließende Gigue aus dem ersten Speelstukken kammermusikalisch veredelt. Ergänzt wird die Sammlung um einige Cembalowerke, dargeboten vom Ensemblegründer Frank Agsteribbe. Das Ganze ist aufnahmetechnisch in einem weichen, fülligen Klang gehüllt, der aber nichts verschluckt. Ein Hörgenuss!

Fono Forum (Richard Lorber)